Die Kraft des Gehens 

'Solvitur ambulando'

Wie du Probleme löst und deine Kreativität anregst

Es ist wie ein Gebet: SOLVITUR AMBULANDO und ich kann sagen, es funktioniert unwahrscheinlich gut. In diesem Artikel erfährst du, warum Gehen nicht nur für deinen Körper, sondern auch für deinen Geist und deine Seele von unschätzbarem Wert ist. 

Vor einiger Zeit begegnete mir die Wendung „solvitur ambulando“. Dieser lateinische Ausdruck bedeutet wörtlich übersetzt „es wird durch Gehen gelöst“. Er fasst wunderbar eine Weisheit zusammen, die ich schon seit meiner Schulzeit in mir trage: Die besten Ideen und Lösungen entstehen oft dann, wenn man sich bewegt – sei es beim Laufen, Joggen oder Fahrradfahren. Wann immer ich an einem Punkt feststeckte, musste ich einfach raus, an die frische Luft. Ich wusste, dass sich die Dinge klären würden, sobald ich unterwegs war. 

Oft sind es Spaziergänge in der Natur, die mir den Raum für neue Gedanken öffnen. Sie helfen mir dabei eine andere Perspektive aufzuzeigen und Abstand von den Blockaden oder den Problemen zu bekommen. Besonders in kreativen Prozessen habe ich bemerkt, wie die zündenden Ideen beim Laufen zu mir kamen ohne viel darüber nachzudenken. Oft entstanden auch Melodien beim Gehen in der Natur, und genauso oft musste ich dann schnell wieder nach Hause, um sie festzuhalten, bevor sie wieder verblassen. 

Zurzeit bin ich oft mit meiner Hündin und dem Kinderwagen unterwegs. Wir profitieren alle davon: Der Kleine entspannt sich, meine Hündin hat Zeit zum Schnuppern, und ich bekomme ein paar Momente der Stille für mich. Diese Spaziergänge nutze ich für achtsame Atemübungen, wie den geteilten Atem. Dabei werde ich mit jedem Schritt achtsamer und klarer im Kopf. Am liebsten bin ich im Wald unterwegs, doch oft reicht es auch, durch unser ruhiges Wohngebiet zu spazieren. Manchmal, wenn ich es gar nicht erwarte, „ploppt“ die Lösung plötzlich auf – so simpel, aber so wirkungsvoll.

Warum Gehen der Schlüssel ist

Gehen ist mehr als bloße Fortbewegung. Es ist ein Prozess, der Körper und Geist synchronisiert. Welche Vorteile entstehen durch das Gehen?

  • Rhythmische Bewegung: Beim Gehen werden gleichmäßige, repetitive Bewegungen ausgeführt, die unser Gehirn in einen "Flow-Zustand" versetzen. In diesem Zustand ordnen sich Gedanken neu, und kreatives Denken wird gefördert. Dadurch können wir auf ganz natürliche Weise kreative Blockaden lösen und tiefer über unsere Herausforderungen nachsinnen.


  • Wirkung der schwingenden Arme: Während wir gehen, verändert sich unsere Umgebung. Diese äußere Dynamik regt auch innere Prozesse an. Das bewusste Schwingen der Arme beim Gehen aktiviert beide Gehirnhälften durch die rhythmische Bewegung und die bilaterale Stimulation. Dies kann dabei helfen, Stress abzubauen, Emotionen besser zu regulieren und die geistige Klarheit zu verbessern. 


  • Entspannung des Geistes: Das monotone Schritttempo hilft, Stress abzubauen und Gedanken neu zu ordnen. Bewegung aktiviert das parasympathische Nervensystem, das für Regeneration und Entspannung sorgt. Dies führt zu einer Senkung des Stresshormonspiegels und fördert das allgemeine Wohlbefinden.


  • Kreativität und Gehen: Eine Studie der Stanford University (Oppezzo & Schwartz, 2014) zeigt, dass Gehen die Kreativität um bis zu 60 % steigern kann. Die Teilnehmer, die während der Studie spazieren gingen, schnitten bei kreativen Aufgaben signifikant besser ab als diejenigen, die saßen.


  • Kognitive Vorteile durch Natur und frische Luft: Forscher der University of Michigan fanden heraus, dass Spaziergänge in der Natur das Gedächtnis und die Konzentration um bis zu 20 % verbessern. 


  • Körperliche Wirkungen: Das Gehen fördert an sich die Durchblutung, die Verdauung und regt den Sauerstofffluss im Gehirn an und trägt zu einer verbesserten Stimmung und geistigen Klarheit bei. 


Übung: Schnell vs. langsam

Probiere einmal die folgende Übung, um dir über den Unterschied zwischen langsamen und schnellen Laufen bewusst zu werden. Damit schärfst du dein Körperbewusstsein, erkennst den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung und nimmst wahr, wie die Geschwindigkeit deine innere Ruhe beeinflusst. Die Übung fördert außerdem das Bewusstsein für deine eigenen Bedürfnisse, indem du ein Gehtempo findest, das dir gut tut. Dies kann dir langfristig helfen, Stress im Alltag zu vermeiden, indem du deine Handlungen an deine innere Balance anpasst. Durch den Wechsel von schnellem zu langsamem Gehen wird die bewusste Entschleunigung gefördert. Diese Fähigkeit kann helfen, in hektischen Situationen Ruhe zu bewahren und besser mit Alltagsdruck umzugehen.

  1. Schnell: Als Erstes stelle dir einmal vor, du musst zu einem wichtigen Termin hetzen. Du bist völlig in Eile, bist schon spät dran und du fühlst, dass du gestresst bist. Laufe los in der Geschwindigkeit, wie du in einer solchen Situation laufen würdest. Dann lass diese Vorstellung wieder los und entspanne dich. 
  2. Langsam: Du hast nun alle Zeit der Welt, da ist niemand, der auf dich wartet, keine Erledigungen die anstehen. Du bist ganz für dich und findest ein Schritttempo, das dir gut tut. Eines, das nicht zu langsam und nicht zu schnell ist. So, dass du die Umgebung um dich herum mit seinen Details wahrnehmen kannst. Laufe für einige Minuten in deinem gewählten Tempo.


Hier kannst du dir die Anleitung dieser Übung für draußen anhören.:

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Langsames und achtsames Gehen

Das bewusste Wahrnehmen von Bewegung – ob beim Spazieren durch den Park oder im Wald – bringt uns nicht nur physisch voran, sondern auch mental. Beim achtsamen Gehen fokussierst du dich auf jeden Schritt, auf deine Atmung und auf die Umgebung um dich herum. Diese Technik, die auch in der Achtsamkeitsmeditation verwendet wird, hat nachweislich positive Auswirkungen auf das Gehirn. 

Achtsames Gehen hilft dir, den Kopf frei zu bekommen, deine Gedanken zu ordnen und in den gegenwärtigen Moment zurückzukehren. Es ist eine einfache, aber kraftvolle Praxis, um Stress zu reduzieren und den Geist zu beruhigen.

Beim langsamen Gehen, wie es beim Waldbaden praktiziert wird, liegt der Fokus auf einer bewussten Verlangsamung der Bewegung und einer tiefen Verbindung zur Natur. Diese Praxis ist tief verwurzelt in der japanischen Tradition des Shinrin Yoku (Waldbaden), die auf wissenschaftlicher Ebene zahlreiche Vorteile aufzeigt, insbesondere für das Nervensystem und die allgemeine Gesundheit.

Das langsame Gehen im Wald hilft, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren, was eine beruhigende Wirkung auf den Körper hat und Stresshormone reduziert. Langsame, bewusste Schritte ermöglichen es, die Umgebung in einer tieferen Weise wahrzunehmen – sei es das Rauschen der Blätter, der Duft von feuchtem Boden oder das Spiel des Lichts in den Baumkronen. Diese Art des Gehens führt zu einer intensiveren sensorischen Erfahrung, da sich die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment und die unmittelbare Umgebung richtet.

Langsames Gehen unterstützt auch das bewusste Atmen, da es den Herzschlag verlangsamt und Raum schafft, um achtsamer zu atmen. Studien haben gezeigt, dass dies den Blutdruck senken und das Stressniveau reduzieren kann. Gleichzeitig wird die kognitive Funktion verbessert, da das Gehirn in einem entspannten Zustand effizienter arbeitet und kreatives Denken sowie Problemlösungen gefördert werden. Besonders im Vergleich zu schnellen, zielgerichteten Bewegungen bietet langsames Gehen eine tiefere Verbindung zum Körper und der Umwelt, was das mentale Wohlbefinden steigert.

Langsames Gehen fördert also nicht nur körperliche Entspannung, sondern auch eine Verbindung zur Natur und eine tiefe Selbstwahrnehmung.

Gehen als tägliche Praxis integrieren

Tipps für den Alltag

  1. Plane regelmäßige Spaziergänge ein: 20 Minuten am Tag haben schon eine enorme Wirkung 
  2. Wechsel die Umgebung: Probiere Waldwege, Parks oder ruhige Straßen aus. 
  3. Integriere Achtsamkeit: Nutze Gehen als Gelegenheit für Atemübungen und achtsame Momente im Hier und Jetzt

Die Lösung liegt im Gehen

Gehen ist eine einfache, aber kraftvolle Möglichkeit, Probleme zu lösen und die Kreativität zu fördern. Die rhythmischen Schritte, die frische Luft und die Verbindung zur Natur schaffen die ideale Grundlage für mentale Klarheit und emotionale Ausgeglichenheit.

Die Weisheit von "Solvitur ambulando" erinnert uns daran, dass Bewegung oft der beste Weg ist, um Ruhe im Geist zu finden und neue Perspektiven zu entdecken.

Die Antworten, die wir suchen, finden wir oft nicht durch ständiges Grübeln oder in Büchern, sondern ganz beiläufig beim Gehen. 

Meine Einladung an dich:

SOLVITUR AMBULANDO

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